Profiler im Angesicht des Bösen
Ein Film von Barbara Eder
47. Internationale Hofer Filmtage 2013
Kinostart Deutschland
23. Januar 2014
Kinostart Österreich
31. Jänner 2014
Gewinnspiel

Trailer

Spielplan

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Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird.
Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

Friedrich Nietzsche, „Jenseits von Gut und Böse”

In den unmenschlichen Taten von Serienmörder/innen steht auch viel über uns geschrieben,
sie spiegeln und versinnbildlichen unsere eigenen Unzulänglichkeiten.

Profiler Stephan Harbort

Blick in den Abgrund

Die österreichische Filmemacherin Barbara Eder portraitiert sechs internationale Profiler bei ihrem Blick in den Abgrund. Ihre Arbeit beginnt, nachdem das Blut weggewischt wurde: ProfilerInnen, forensische PsychologInnen und PsychiaterInnen befassen sich hauptberuflich mit Mord, Vergewaltigung und Totschlag. Sie rekonstruieren Tatverläufe und Motive, erstellen Persönlichkeitsprofile und setzen blutige Puzzles zusammen. Sie haben den größten Teil ihres Lebens mit Verbrechern verbracht. Sie wissen, wie wenig die Täter vom Rest der Menschheit unterscheidet. Ungelöste Fälle können sie ein Leben lang verfolgen. „Freude und Glück hat man bei dieser Arbeit selten“, sagt Helinä Häkkänen-Nyholm, durchaus möglich, dass sie ein glücklicherer Mensch wäre, wäre sie nicht Profilerin, fügt sie hinzu. „Manchmal fühlt man sich klein bei der Frage nach dem Warum.“

Die sechs Männer und Frauen in BLICK IN DEN ABGRUND könnten unterschiedlicher nicht sein, ihre Arbeitsweise und ihr persönlicher Umgang in der täglichen Konfrontation mit dem Bösen stehen im Mittelpunkt von BLICK IN DEN ABGRUND.

Gewinnspiel

​Blick in den Abgrund und gewinn das neue Buch von Stephan Harbort!

Einer der Profiler, die bei Blick in den Abgrund porträtiert werden, ist Hauptkommissar Stephan Harbort. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf. Jahrelang hat er sich mit dem Phänomen des Serienmords auseinandergesetzt. Er berät nicht nur TV- und Kinoproduktionen, sondern schrieb auch zahlreiche Bücher zu der Thematik.

Sein neues Buch Aus reiner Mordlust erschien im Oktober 2013 bei Droemer & Knaur.

Wir verlosen bis zum 30. Januar 2014 fünf Exemplare.

Du musst nur folgende Frage beantworten und die Antwort mit dem Betreff Gewinnspiel Blick in den Abgrund an info@realfictionfilme.de schicken

FRAGE: Wie vielen Profilern schaut Barbara Eder in ihrem Film Blick in den Abgrund bei ihrer täglichen Arbeit über die Schulter?

Und nicht vergessen, um dir deinen Gewinn zusenden zu können, benötigen wir auch deinen Namen und deine Adresse. Es können nur die Antworten berücksichtigt werden, die vom 06. Januar 2014 bis zum 30. Januar 2014 per Email bei uns eingehen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 

Viel Glück!

Protagonisten

Helinä Häkkänen-Nyholm

ist forensische Psychologin und hat an der Universität in Helsinki promoviert. Sie ist außerordentliche Professorin für forensische Psychologie an der Universität von Ost-Finnland, außerordentliche Professorin für Kriminalpsychologie an der Universität Helsinki und steht dort der Abteilung für Verhaltensforschung vor. Außerdem  führt sie eine psychologische Praxis, in welcher sie Opfer von Gewaltverbrechen betreut. Ihr Hauptinteresse gilt den Gebieten Psychopathie, Stalking, Opferforschung und menschliches Verhalten im gesetzlichen Zusammenhang.

Helen Louise Morrison

ist forensische Psychologin und Psychiaterin und Buchautorin. Sie wurde in Greensburg, Pennsylvania geboren und besuchte die Temple University, das Medical College of Pennsylvania und das Chicago Institute for Psychoanalysis. Ihr Arbeitsgebiet ist die Psychoanalyse von Serienmördern, von denen sie in den letzten 30 Jahren über 80 in Gefängnissen persönlich interviewt hat. Der Fokus ihrer wissenschaftlichen Studien liegt auf dem Aufzeigen von Gemeinsamkeiten in der Psychologie von Serienmördern. Sie ist überzeugt von der Existenz eines Serienkiller-Gens, welches von Geburt an bestimmt, ob jemand eines Tages zum Serienkiller wird. Ihr Ziel: Verurteilten Serienmördern Elektroden ins Gehirn einzupflanzen. Bisher hat sie von keiner Behörde die Genehmigung dafür erhalten.

Roger L. Depue

hat Psychologie, Soziologie und Gesellschaftsrecht studiert und an der American University in Washington, D.C. promoviert. Er war 21 Jahre beim FBI und stand dort der Abteilung für Verhaltensforschung und dem nationalen Zentrum zur Analyse von Gewaltverbrechen vor. Sein Tätigkeitsgebiet umfasste Organisiertes Verbrechen, Entführung, Bürgerrechte und Erpressung .Er war Spezialist für die Erstellung von Persönlichkeitsprofilen von Gewaltverbrechern und Verbrechensanalyse. Von 1995-1997 studierte er Philosophie und Theologie am Holy Apostles College and Seminary in Cromwell, und er ist Gründer der Academy Group, einem Zusammenschluss ehemaliger Profiler, die sich mit der Erforschung von und Beratung bei abnormen und gewalttätigen Verhaltensmustern auseinandersetzen.

Robert R. Hazelwood

stand von 1978-1994 der Verhaltensforschungsabteilung des National Center for the Analysis of Violent Crime in den USA vor. Er war Berater von Vollzugsbehörden in den USA, in Kanada, Europa, der Karibik und von Puerto Rico. Seine Spezialgebiete sind Vergewaltigung, Mord, Auftragsverbrechen, Kindsmissbrauch, zweifelhafte und autoerotische Todesfälle. Er ist Verfasser zahlreicher Studien zum Thema Sexuelle Gewalt und Autor diverser Bücher zu diesem Thema und Mitbegründer sowie Vizepräsident der Academy Group.

Stephan Harbort

ist Dipl. Verwaltungswirt. Er gilt als Deutschlands bekanntester Experte für Serienmörder und das kriminalistische Profiling. Als Kriminalhauptkommissar entwickelte er international angewandte Fahndungsmethoden zur Überführung von Serienmördern, und ist Fachberater bei Filmen und Krimi-Serien. Seit 1990 hat er in Justizvollzugsanstalten und psychiatrischen Krankenhäusern Gespräche mit über 70 verurteilten Serienmördern geführt. Seine zahlreichen kriminalistischen Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und sind Bestseller (http://www.stephan-harbort.de/).

Gérard Labuschagne

ist Brigadier, Doktor der Psychologie und Abteilungsleiter der South African Police Service’s (SAPS) Investigative Psychology Section (IPS). Die IPS ist bei der SAPS zuständig für die Untersuchung von psychisch motivierten Verbrechen, wie z.B. Sexualdelikten. Er hat 2011 mit dem Aufbau der kriminologischen Gesellschaft von Südafrika begonnen, die inzwischen zwölf Mitglieder umfasst und mit Tochtergesellschaften in allen neun Provinzen Südafrikas mittlerweile zur weltweit größten Einheit für Täterprofiling geworden ist. In den letzten elf Jahren hat G. Labuschagne in mehr als 110 Serienmorden und über 200 Serienvergewaltigungen ermittelt. Sein Spezialgebiet sind außerdem: Kindsmisshandlungen, Sexualmorde, rituelle Morde, Stalking und Bedrohungsszenarien

Interview mit Barbara Eder (Regie)

Was fasziniert Sie am Bösen an sich?

Das Verbotene. Es ist ein absolutes Tabu. Das Böse wird ja von jedem negiert. Und wenn man es trotzdem sichtbar macht, soll es immer eine Erklärung geben und da scheitert der Mensch, weil es für manche Handlungen einfach keine Erklärungen gibt.

Wodurch entstand die Idee zu diesem Film?

Dinge wie das Böse oder böse Kräfte haben mich immer schon interessiert und ich habe früh angefangen, Psychologie -Bücher zu lesen. Der normale Mensch handelt aus nachvollziehbaren Motiven. Sagen wir, die Ehefrau ist eifersüchtig und deshalb bringt sie den Ehemann um, aber bei Serientätern gibt es diese Logik des Handelns nicht.  Ich habe sehr viele Bücher von Profilern über Serientäter gelesen  und es hat mich mehr und mehr interessiert, wie es denen geht, wenn sie das beobachten und versuchen herauszufinden, was die Gründe oder die Ursprünge für diese abgründigen Verhaltensweisen sind. Da werden Dinge plötzlich unlogisch und das finde ich absolut faszinierend. Eigentlich ist das ja nichts Neues. In der Religion wie in der Philosophie gibt es Versuche, das Böse zu erklären, sei es, indem man seine Existenz grundsätzlich in Frage stellt und es als Bestandteil des Wertesystems unserer Gesellschaft darstellt, sei es, dass man dafür den Teufel erfunden hat. Es gibt aber, glaube ich, Dinge, die man nicht verstehen kann, bzw. derer man nicht habhaft werden kann, denn das steht ja darüber: Ich möchte dem habhaft werden. Irgendwann war mir klar, dass ich darüber einen Film machen möchte.

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Wie gehen Sie an das Genre Dokumentarfilm heran?

Es gibt ja verschiedenste Arten von Dokumentarfilmen. Ich versuche, sehr szenisch zu sein, packe keine Interviews rein, versuche zu gestalten, vorher zu recherchieren, ein Buch zu schreiben und das dann als Stütze und roten Faden zu nehmen.

Wie haben Sie für „Blick in den Abgrund“ recherchiert? Wo haben Sie die Protagonistinnen und Protagonisten gesucht und gefunden?

Ich habe ein Jahr lang recherchiert und zahlreiche Expertinnen und Experten persönlich getroffen. Dabei gab es Gespräche, bei denen ich spürte, dass sich die Person nicht öffnen wird, nicht will, dass ich hineinschaue. Da war immer wieder eine Wand, die ich nicht durchdringen konnte, eine Angst sich zu zeigen.

Es war mir wichtig, in verschiedenen Kontinenten zu drehen, um ein Bild entstehen zu lassen, wie universell dieses Thema ist und wie verschiedene Kulturen damit umgehen. Ich hätte auch gerne noch in Russland gedreht, aber das ist sich leider nicht mehr ausgegangen – das ist letztlich natürlich auch eine Frage des Budgets. Aber ich wusste, ich will jemanden vom FBI, einen Mann der ersten Stunde, wie man sie von DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER kennt. So habe ich Roy Hazelwood und über ihn auch Roger Depue und die Academy Group gefunden, ein Zusammenschluss pensionierter FBI-Profiler, die noch weiterarbeiten. Die sind meistens nur ein, zwei Jahre in Pension und dann ist ihnen langweilig und sie müssen weitermachen, das fand ich recht interessant. Und in Südafrika, da gibt es wirklich „the most disgusting cases“, wie Helinä Häkkänen-Nyholm sie nennt. Das sind so viele Fälle von Serienvergewaltigern und Serienmördern, das war wirklich heftig.

Was verbindet die einzelnen Protagonistinnen und Protagonisten miteinander, außer dem Umstand, dass sie Profiler sind?

Was sie verbindet, ist das Thema. Der Umgang mit dem Bösen und die Wirkung, die das auf ihr Leben hat. Die machen diesen Job ja seit Jahren und trotzdem ist es für niemanden von ihnen ein leichtes Unterfangen. Dr. Morrison hat beispielsweise jahrelang verschwiegen, dass sie Serientäter trifft. Sie hat mir gesagt, am Anfang, als sie noch nicht die Psychiaterin mit dem tollen Ruf war, da hatte sie noch Angst, dass sie ihre Patienten und vielleicht sogar ihren Job im Krankenhaus verliert.

Es geht mir vor allem darum, hinter die Kulissen zu schauen. Dr. Morrison ist durch ihre Arbeit beispielsweise so fanatisch geworden, dass sie nicht mehr den Menschen erkennt, denn der Serientäter ist auch ein Mensch, auch wenn er vielleicht krank ist. Sie sieht da aber inzwischen nur mehr eine Art „Labortier“, das man für Versuchszwecke benutzt.

Gérard N. Labuschagne aus Südafrika wiederum ist noch sehr jung, sein Beruf interessiert ihn total und er steht mit beiden Beinen fest im Leben, ihn beeinflusst das alles nicht negativ.

Das sind die Dinge, die ich beleuchten möchte. Wie funktioniert das Denken dieser Leute? Jeder der Protagonisten eröffnet einen eigenen Blickwinkel.

Sie haben im Film ein Interview von Stephan Harbort mit einem Serientäter eingebaut. Hatten Sie nicht die Befürchtung, dass der, wenn eine Kamera läuft, eine Show abzieht, die möglicherweise mit dem, was dann in der Arbeit mit dem Profiler mühsam herauskommt, nicht mehr viel zu tun hat?

Ich habe über diesen Punkt mit Stephan Harbort gesprochen, der unglaublich viele Interviews,  auch mit Kamera,  geführt hat, und der sagte: „Die Show ziehen sie sowieso ab. Aber es ist meine Aufgabe,  das zu entlarven.“ Meistens ist es so, dass beim Erstgespräch eine Menge Blödsinn erzählt wird. Aber dann werden all diese Aussagen überprüft. Zwischen den einzelnen Gesprächen gibt es immer wieder längere Pausen, und wenn sich herausstellt, dass die Aussagen der Prüfung nicht standhalten, werden die Leute zunehmend in die Zange genommen. Das geht auch vor der Kamera, wenn man von Beginn an dabei ist.

Gab es Momente, wo Ihnen das alles zu viel war?

Ja. Das ging dem gesamten Team so. Man merkt es, wenn die Leute plötzlich genervt sind oder jemand vom Team wegen einer Kleinigkeit ausrastet. Nicht umsonst sind viele der Profiler geschieden oder in zweiter, dritter Ehe verheiratet. Auch Helinä Hääkinen hat erst jetzt einen Partner, der aus demselben Umfeld ist. Mir ist es in Südafrika zu viel geworden. Ich war an zwei Tatorten, das habe ich gar nicht im Film verwendet. Ich habe Dinge gesehen, die kann man sich nicht vorstellen. Es sind die Bilder, die man sieht und auch der Geruch, der bleibt. Als ich im Schneideraum das Südafrika-Material gesichtet habe, war plötzlich der Leichengeruch wieder da. Das ist heftig, das bekommst du nicht so schnell wieder aus der Nase. Im Film wirkt das eher abstrakt, wenn jemandem das Gesicht abgezogen wurde. Aber wenn du den Körper siehst, ohne Haut, das ist eine andere Sache. Wenn du da vor Ort in der Gerichtsmedizin bist, das ist heftig.

Haben Sie dann Mittel und Wege gefunden, sich zu distanzieren?

Da gibt es nichts. Als ich beispielsweise in Südafrika in meinem Hotelzimmer im 20. Stockwerk ohne Balkon angekommen bin, hatte ich das Gefühl, ich muss eine Kommode vor das Fenster schieben und die Tür fünfmal zusperren.

Hat sich Ihre Wahrnehmung der Welt verändert?

Schon, ja. Es gibt diese Szene im Film, da wird der Serientäter gefragt, woher er gewusst hat, dass diese Frau jetzt sein nächstes Opfer wird. Er hat gesagt, es war der Gang. Psychopathen schätzen Leute über den Gang sehr stark ein, die brauchen dafür kein Gespräch. „Es war dieses Klickklack, Klickklack“. Jedes Mal wenn ich spät in der Nacht heimgehe und Pumps trage ... das hat Ängste offenbart. Aber das geht auch wieder weg.

Ich sehe mir weiterhin auch Serien mit Serientätern an und finde das irrsinnig spannend, wie so ein Profiler aus all den Informationen selektiert. Das unterschätzen wir oft. Wenn man so Bücher liest, da steht dann „da gab's diese Spur“ oder „und dann kam der Anruf und wir wussten, das war der Mörder“. So funktioniert das nicht. Die haben so viele Informationen und müssen daraus erst einmal selektieren. Das ist es, was mich interessiert hat. Aber jeden Tag damit beschäftigt zu sein, das ist sehr hart. Und das merkt man auch, wenn man mit den Leuten zusammen ist.

Zwei Ihrer Protagonistinnen sind Frauen.

Es  war mir sehr wichtig zu zeigen, dass in diesem Berufsfeld auch Frauen unglaublich tolle Arbeit leisten. Das ist mir generell wichtig. Wir wissen, wie das ist, in gewissen Jobs voranzukommen, das ist nicht ohne. Auch Helinä hatte es schwer. Zwar akzeptiert in Finnland die Gesellschaft Frauen wirklich in fast allen Berufsfeldern, aber dennoch gibt es immer wieder Sticheleien. Sie war immer „die Psychotante“ unter den Kommissaren, Kommissarinnen gab es dort auch nicht so viele. Ich finde es toll, wie sie das geschafft hat und da auch drübersteht. Das ist nicht so einfach, einem Kommissar zu sagen, „das ist der Täter“. Der sagt dann, „mach mal halblang, ich mach das schon so und so lange“.

Sie hat sich ja schon Ihnen gegenüber sehr weit geöffnet, auch was die emotionalen Konsequenzen ihrer Arbeit betrifft...

Ja extrem. Da hat sich auch eine gute Freundschaft entwickelt. Es gibt natürlich schon Dinge, die sie nicht vor der Kamera sagt. Aber soweit sie konnte, hat sie sich mir geöffnet, auch gesagt, dass das wirklich schwierig ist. So etwas würde einer wie Roy Hazelwood nie sagen, dabei hat der ebenso Probleme. Wenn die Kamera abgeschaltet ist, erzählt er dir Einiges bei einem Drink. Aber ich will ja auch niemanden vorführen. Helinä hat mich irgendwann angerufen, ich saß gerade am Schneidetisch, und gesagt, „Barbara, guess what, I quit“. Sie beschäftigt sich immer noch damit, bleibt auf dem Laufenden, aber es geht ihr so viel besser, seitdem sie entscheiden kann, ob sie mit dem Thema zu tun haben will. Sie hat ja auch Opfer in ihrer Praxis betreut, damit sie auch die Gegenseite sieht. Ich hatte das Gefühl, sie braucht das, um etwas zu ändern, etwas gutzumachen.

Und Helen Morrison? Sie sucht quasi die letztgültige Erklärung für das Böse...

Sie macht nebenher eigene Studien und finanziert die auch selbst, sie hat dafür schon viel Geld ausgegeben. Sie hat mir erzählt, als sie noch Kind war, ist zwei Häuser weiter ein Kind von einem Serientäter umgebracht worden. Das hat sie irrsinnig interessiert. Sie glaubt tatsächlich, da gibt es einen Defekt im Gehirn, der  wie ein Schalter ist, den man umlegen kann – und das ist nicht verknüpft mit Erziehung, Erfahrung oder anderen Faktoren.

Es war für mich sehr wichtig, den Alltag reinzubringen. Wie gehen die Kinder damit um, wie geht die Familie damit um, die Partner.  Kinder und Ehemann finden das bei Helen ja nicht so witzig. Die haben erst von ihrer Tätigkeit erfahren, als sie ein Buch darüber geschrieben hat. Ihr Ehemann wusste, dass sie wieder in ein Gefängnis fährt. Die Kinder nicht. Sie hat versucht, das von ihrer Familie fernzuhalten.

Wie sind die Leute eigentlich alle zu ihrem Beruf „Profiler“ gekommen? Gibt es da einen gemeinsamen Nenner?

Das sind hauptsächlich Zufälle. Gérard aus Südafrika hat auf der Uni Psychologie studiert und seine Abschlussarbeit über Serientäter geschrieben, hat sich ein Jahr lang mit Mördern beschäftigt, ist in Gefängnisse gegangen. Und dann ist diese Stelle frei geworden und es wollte niemand diesen Job, diese Verantwortung, „Head of Department“ zu werden. Helinä kommt aus der Verkehrspsychologie. Sie liebt es, ein System hinter etwas zu finden. Über Statistiken ist sie dann bei Kriminalstatistiken gelandet und so hat sie diese Richtung eingeschlagen. Roy und Roger haben das Fach beim FBI eigentlich begründet. Sie waren die ersten, die in Gefängnisse gegangen sind und Studien gemacht haben, sie waren eher Verhaltenspsychologen. Als sie oft in andere Städte zu Schulungen gefahren sind, hat der Chef gemeint, das kostet zu viel, sie sollen den Rest des Tages in Gefängnisse gehen und Studien machen. Alle diese Wege sind zufällig entstanden.

Nach welchen Kriterien haben Sie Dinge in den Film reingenommen oder weggelassen?

Es stellt sich immer die Frage, was geht sich noch aus, was nicht mehr, gerade bei den schockierenden Sachen. Kann man zeigen, wie jemand vor laufender Kamera umgebracht wird? Ich habe mich da auf mein Bauchgefühl verlassen. Es geht letztlich auch um die Würde des Opfers. Auch jener des Mörders im Prinzip. Die Szene, die ich drin gelassen habe, ist relativ verschwommen, man erkennt keine Personen, aber die Tat. Ich habe dann bewusst Gérards Gesichtsregungen gezeigt, wenn er sich das ansieht. Plötzlich tut sich extrem viel in seinem Gesicht. Natürlich habe ich das auch mit dem Cutter diskutiert. Der Film hätte auch ein regelrechter Schocker werden können, das war aber nicht meine Absicht. Ich wollte zeigen, wie geht es diesen Leuten, wie sehen sie sich und ihren Beruf, was für Ansätze haben sie da, wie läuft das bei ihnen zuhause ab.

Was muss ein Thema haben, um Sie zu faszinieren?

Es muss mich berühren. Ich habe von klein auf Krimis gelesen, dann Sachbücher, Biografien von Mördern, es hat mich interessiert, wie die ticken, die Psychologie dahinter. Die spielt ja in der Regiearbeit auch eine große Rolle. Das begeistert mich, gerade weil nicht alles so linear und klar ist. Profiler haben dieses Wissen. Ich war in Südafrika auch bei einem Verhör von einem Serienvergewaltiger dabei. Das war irre. Der sitzt dort und sagt, die hat das ja freiwillig gemacht. Und du hast die Fotos gesehen. Das hätte ich gern reingenommen, aber ich musste dann die Kamera abdrehen, weil es ihn letztlich beunruhigt hat und das Verhör nicht gut lief.

Österreich / Deutschland 2013 - 88 Minuten

Mit

Roger L. Depue Ph.D.

Helinä Häkkänen-Nyholm, Ph.D.

Stephan Harbort, Dipl. Verw.-wirt (FH)

 

· Robert R. Hazelwood M.S.

Brigadier Gérard N. Labuschagne, Ph.D.

Helen Morrison, M.D., M.J.

Eine Produktion der

PRISMA FILM und BELLE EPOQUE FILMS

In Koproduktion mit

SWR

Hergestellt mit Unterstützung von

ORF Film und Fernsehabkommen

 

· Österreichisches Filminstitut

Filmstandort Austria

Buch und Regie

Barbara Eder

Produzenten

Viktoria Salcher

Mathias Forberg

Nicole Ringhut

Redakteure

Gudrun Hanke-El Ghomri (SWR)

Heinrich Mis (ORF)

Kamera

Hajo Schomerus

Ton und Sounddesign

Atanas Tcholakov

Schnitt

Dieter Pichler, Rosana Saavedra Santis

Produktions- und Postproduktionsleitung

Peter Janecek

   
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